Dieses endlich – endlich – ich könnte es hundert mal hier hin schreiben und es würde noch nicht ausdrücken wie dankbar ich bin, dass wir uns entschieden haben einfach los zu fahren.
Wilma wird im Moment noch liebevoll: „rollende Baustelle“ genannt, weil noch so vieles nicht fertig ist oder nicht richtig funktioniert. Aaaaber sie fährt 🙂 Und wie! Berge hoch, Berge runter, Autobahn, Landstrasse, Feldwege, Kopfsteinpflaster….. na halt alles, was einem so an Straße und Weg begegnen kann. Absolut kein Vergleich zu unserem alten Fred, der sich mehr gequält hat, als dass es leicht für ihn war, was wir von ihm wollten. 🙂
Wilma dagegen fällt es leicht uns überall dort hinzubringen, wo wir hinwollen. Und ich bin so erleichtert dadurch, fühl mich so frei und locker, weil ich nicht dauernd am Straßenrand die Warnblinkanlage blinken lassen muss. Äh, wo ist die bei Wilma eigentlich?
Ja, wo wollen wir denn eigentlich hin? Es ist kein Geheimnis, oder ist es das doch? Nein, denn wir wissen es selbst nur ganz grob. Es ist so wunderbar sich einfach treiben zu lassen. Es nicht zu planen, heute sind wir hier, morgen sind wir dort. Sondern zu fühlen und zu erleben, hier bleiben wir, hier gefällt es uns. Und wenn es Zeit wird weiter zu ziehen, dann ziehen wir weiter.
Was ein Glück ist diese Zeitspanne bei uns beiden sehr ähnlich. Es gibt also keine großartigen Diskussionen, bleiben, nicht bleiben, och ich will aber weiter, och ich will aber bleiben – auch das also bis jetzt perfekt.
Erstes Ziel war das Vanlife Girls Treffen am Edersee. So genial – über 30 Frauen, teils alleinreisend, teils mit Partnerin, teils den Mann/ Freund zu Hause gelassen, trafen sich für ein langes Wochenende, um sich kennen zu lernen, auszutauschen, in die so bunt und so verschieden ausgebauten Autos und Vans zu schauen. Sich Impulse zu geben, gemeinsam zu essen, zu klönen. Wir haben uns alle prima verstanden. Und die dazugehörigen Hunde übrigens auch. 🙂 Einfach herrlich. Auf diesem Wege noch einmal ein dickes Danke an Karin, die die Facebook Gruppe dazu ins Leben gerufen hat und dieses Treffen organisiert hat. Ein toller Mensch, mit Werten und Ideen, die mir richtig gut gefallen.
Weiter gezogen sind wir zu meiner Mama, die nicht sehr weit davon entfernt wohnt. Die hat sich gefreut dass wir da waren und ihren Zaun repariert haben 🙂 Nach drei Tagen zog es uns aber weiter. Erst mal Richtung Osten, das wussten wir.
Erster Stop war mitten in Frankfurt, weil Tina mich unbedingt in ein Rohkostrestaurant schleifen wollte, weil sie weiss, dass ich es geniessen würde. Und sie hatte recht, einmal eine Speisekarte durchblättern und alles essen können, ohne Extrawünsche anmelden zu müssen. Einfach wählen und genießen. Wie genial das für mich ist, kannst du dir vielleicht gar nicht vorstellen.
Ich hatte ein bisschen Panik mitten nach Frankfurt reinzufahren – mit der dicken Wilma und überlegte kurz, ob wir vielleicht einfach die S- oder U-Bahn dafür bequemen sollten. Dieser Gedanke war aber so kurz, dass er keine Chance hatte sich durch zu setzen. Ich hatte irgendwie auf einmal ein dickes fettes Vertrauen, dass es schon klappen würde. Auch wenn es eng würde, oder wir ein Stück laufen müssten, weil es keinen Parkplatz für die 5,98 lange Wilma geben würde.
Also fuhren wir einfach rein, mitten rein, direkt vor das Rohkostrestaurant. Und soll ich dir was sagen? Wir saßen am Ende draußen und ich konnte 50 Meter weiter das grüne Dach von Wilma blitzen sehen. So nah gab es einen Parkplatz.
Das Parken übrigens ist für mich mittlerweile ein richtiger Spaß. Ich komme in gefühlt so kleine Parklücken rein, dass ich mich selbst manchmal wundere. Ich brauche nur einen Meter länger Platz als Wilma ist und schwubs bin ich drin…. Bei Fred hatte ich bis zum Schluss noch nicht ganz raus, wie lang er dann nu wirklich ist. Danke an meine Intuition und die Stimme die mir sagte:“ Bo mach es dir einfach, nimm eine Rückfahrkamera, du wirst es dir nie verzeihen, wenn du daran sparst und deswegen eine Person, ein Kind, einen Hund, eine Katze, einen Poller übersiehst.“ YESS absolut richtig entschieden.
Es war übrigens mega lecker, das Menü, was ich mir geleistet hab. Smoothie, Wrap und Torte…. mjamjam.
Das Navi bekam als nächstes das Ziel „Leipzig Zentrum“ eingegeben, mit den Sondereinstellungen: Autobahn vermeiden. Das machen wir eigentlich immer so, wenn wir unterwegs sind. Wir sind ja unterwegs und nicht auf der Flucht.
Zwischendrin war Tina in google maps vertieft und hatte plötzlich die Idee, ob wir nicht Julia besuchen könnten, das läge gerade auf gleicher Höhe und eigentlich doch fast auf dem Weg. Was das zu bedeuten hat, weiß ich ja mittlerweile schon. Aber die Idee fand ich dann auch so gut, dass sie bei ihr anrief und wir spontan einen Besuch für in ca. 2-3 Stunden ausmachten. Julia, sie ist 2016 die Retterin unserer Tour gewesen. Vielleicht erinnerst du dich, vielleicht liest du es kurz nach. Nach 500 Kilometern zu Fuß hatte unsere Nima sich bei einem Sprung aus einem Bach die Hinterbeine gezerrt und wir dachten schon, wir müssten die Tour beenden, als wir uns nach dem Besuch der Tierärztin in ihrem Auto und danach auf ihrem Hof wiederfanden, wo Nima sich ausruhen und erholen konnte. Wir hatten also wieder mal einen super schönen Nachmittag bei Julia verbracht. So spontan wie immer 🙂 Diesmal nur leider ohne Nima. Ich hab das hier noch gar nicht veröffentlicht, dass Nima im März 2018 nach drei Tagen, in denen es ihr immer schlechter ging morgens einfach nicht mehr wach geworden ist. Sie lag, ganz entspannt, wie sie immer lag. Es ist jetzt schon so lange her und ich bin damit auch ganz im Reinen. Es ist alles gut, so wie es ist und trotzdem kullern ein paar Tränchen – dürfen sie auch.
Weiter gings nach Jena, einen schönen Nachmittag haben wir dort verbracht. Es zog uns aber weiter. Gelandet sind wir in Leipzig. Erster Eindruck…. ahaaa, cool, wo stellen wir uns hin? Park4night die Wunderapp für die Stellplatzsuche schüttete einen Tipp aus, den wir ausprobieren wollten. Wow, mitten in der Stadt, mitten im Grünen, an einem Park. Man kann dort gerade stehen, rollt also nachts nicht aus Versehen auf die andere drauf oder rutscht mit samt allem mit den Füßen immer tiefer vom Bett herunter 🙂 Ein so genialer Platz. Die Polizei fährt ab und zu vorbei und findet das völlig in Ordnung. Stellt sich ab und zu vor oder hinter einen und quatscht mit den Leuten, die dort vorbeigehen. Es joggt und kinderspielt, läuft oder bellt an einem vorbei, als wäre es ganz normal, dass man dort eben nächtigt. Morgens um halb sieben kommen die ersten Jogginggruppen an einem vorbeigehuscht und es ist einfach geil. Es ist entspannt, es ist eine tolle Energie und nicht nur in diesem Park, sondern in der ganzen Stadt. Ich hab noch kein Hupen gehört, obwohl ich schon des öfteren auf der falschen Spur den nachfolgenden Verkehr behindert habe, sehr wenig Tatütata, da ist in Lübeck in der Hinsicht wirklich mehr los.
Ich bin einfach begeistert. Es sind so unterschiedliche Menschen, so individuelle Menschen zu sehen, und alles ist so entspannt. Bin ich so entspannt, oder ist das hier wirklich so. Entspannt und unglaublich sauber. Alternativ und mancher würde sagen vollgeschmiert an allen Ecken und Enden, aber es hat einen unglaublichen Zauber für mich. Ich sehe es halt nicht als vollgeschmiert, ich sehe es als Ausdruck der Stadt, als Ausdruck der einzelnen Menschen, die hier leben, als Ausdruck von Individualität, von Besonderem.
In einem uralten Gebäude, was auch immer da mal drin war, eine riesige Halle, in dieser Halle wurde ein neues Gebäude gebaut, als stünde die Halle gar nicht, mitten rein, ein Konsum, leuchtend neu, und außen rum noch diese Halle, alt, gelassen, wie sie ist. Im „Vorraum“ keine Ahnung, wie ich es sonst nennen könnte, stand eine Tischtennisplatte und einige spielten dort. An der Strasse direkt, standen Bänke, Betonstufen vorm Gebäude werden als Sitzplätze genutzt. Und zur Krönung fanden sich 3 Musiker, die in der Halle die geniale Akustik nutzten und mit Trommeln, Ballaleika oder so was ähnlichem und einem aus Abflussrohrstücken und einem Papprohr zusammengebasteltem Digeridoo einfach losspielten. Zwischendurch haben sie die Münzen aus ihrem Schälchen kurz in Schokolade umgetauscht uns sich mega gefreut, dass Tina sie gefilmt hat, und wir uns so für sie interessiert haben.
Schöne Begegnung. Sehr schön. Und so einfach, ich liebe das.
Was uns in unserer Baustelle noch fehlt, möchtest du wissen? Was uns aber trotzdem schon so frei fühlen lässt auch?
Na dann erzähl ich es dir. 🙂 Die Wasserversorgung ist zur Zeit nur aus drei handelsüblichen Wasserkästen mit schweren Glasflaschen, die wir nach Bedarf füllen oder erneuern. Das läuft auch alles prima, nur ist es etwas umständlich, die Flasche über die Spüle zu halten und gleichzeitig zu spülen, sich die Hände zu waschen, oder sonstiges zu tun. Das ist ein reines Luxusproblem, ja genau. Und doch lerne ich dadurch den Wert eines Wasserhahnes, aus dem einfach Wasser fließt, wenn man ihn aufdreht so sehr zu schätzen. Natürlich geht auch alles so, natürlich hätten wir auch einfach nur eine Matratze in Wilma schmeißen können…. ich sehe gerade das Chaos um diese Matratze herum, und alles rumfliegen während der Fahrt 😉
Sonst fehlt uns noch der Oberschrank über der Küchenzeile und die Deckenverkleidung, der Ventilator am Dach und funktionierende Stromzufuhr. Das ist echt doof, denn ich hab vor der Abfahrt extra noch die Solarmodule aufs Dach geklebt und angeschlossen, aber warum auch immer, funktioniert die Stromzuführ darüber nicht. Das vermaldedeite D+ Kabel, was dafür sorgen soll, dass während der Fahrt über einen sogenannten Ladebooster die Innenraumbatterie geladen werden kann, hab ich auch noch nicht gefunden. Einzige derzeitige Möglichkeit ist es, während der Fahrt das Kabel der Starterbatterie an den Ladebooster zu klemmen und nicht zu vergessen, es wieder abzuklemmen. Einen Wechselrichter, der den 12 V Strom auf 230 Volt umwandelt, damit wir unsere Laptops laden können gibt es auch noch nicht.
Ja ich weiß, es gibt auch 12 V Ladegeräte für Laptops. Dazu sind wir aber vor der Abfahrt auch nicht mehr gekommen. Also sieht es manchmal dann einfach so aus, wenn wir irgendwo ein Wässerchen und einen Kaffee trinken gehen.
Es findet sich immer eine Lösung.
Was mir ja große Gedanken, und nicht nur positive gemacht hatte, war das Internet. So viel Datenvolumen wie wir brauchen, weil wir beide online arbeiten und immer gutes Netz dafür brauchen, woran ja irgendwie auch unser Unterwegssein hängt, ob finanziell oder überhaupt. Ohne das mobile Netz sind wir sozusagen aufgeschmissen. Ohne können wir nicht arbeiten. Ohne kommt kein Geld rein. Ohne können wir nicht unterwegs sein.
Gute Nachrichten: es funktioniert wunderbar, der Gigacube von Vodafone mit 50 GB Datenvolumen funktioniert einwandfrei, nach dem wir schon fette Sorge hatten, weil er die ersten Tage keinen Empfang hatte. Super geil, dass wir in einem kleinen Städtchen mit unserem Cube in den Laden gingen, mit der Bitte um Hilfe, aber nur das 12 V KFZ Kabel dabei hatten. Kurzerhand ging der Mitarbeiter mit den Worten: „och ich wollte eh mal eine rauchen gehen“, mit uns zum Parkplatz, suchte sich ein Stöckchen mit dem er den Resetknopf betätigte, stellte irgendwas an den Einstellungen rum und setzte sich sogar noch kurz in Pose für ein Foto 🙂
Er hat überhaupt keine Ahnung, was er uns damit ermöglicht hat, ohne den Cube hätten wir nicht weiter fahren können….. Ich wäre ihm am liebsten um den Hals gefallen, hab mich dann aber doch nicht getraut 🙂 Also hab ich ihn zum Held des Monats gekürt und mich hinterher in diesem kleinen Video mehr als gefreut.
Ich fühle mich schon jetzt, trotz der Einschränkungen, die wir strom- und wassertechnisch noch haben, so frei und so locker und so gut, hier in Wilma, dass ich einen Höhenflug bekomme, wenn ich mir vorstelle, dass alles fertig ist. Wir können dann Wasser von überall holen, aus dem Bach, aus der Leitung, zur Not auch aus ner Pfütze, weil alles erst mal durch einen Filter gepumpt wird, bevor es im Tank landet. Strom werden wir auch immer haben, von oben von der Sonne oder während der Fahrt geladen, zur Not auch mit nem Verlängerungskabel von ner „Landsteckdose“ Wir können also so was von autark und wohl sicher eine gute Woche an einem Fleck stehen. Wahrscheinlich wird vorher der Minikühlschrank leer sein, so dass wir die Fahrräder rausholen und einkaufen radeln müssten. 🙂
Mich juckt es ja in den Fingern endlich alles fertig zu haben, aber verzichten möchte ich auf dieses Unterwegssein gerade auch überhaupt nicht.
Ich bin mega glücklich und vollkommen zufrieden, danke danke danke an alle und alles. Das Leben ist so genial, so schön, so bunt, so wunderbar.
Glückliche Grüße von
Spinnerin, Erfinderin, Forscherin, Schreiberin.
___________________________________________________________________________
scratch
ganz toller bericht von euch – frau spürt förmlich die ahnung von freiheit – und da sehe ich, daß du dir die Sling-Tasche geholt hast die ich auch habe. Is cool, nöch ?
Bin schon gespannt auf den nächsten bericht eurer reise
Allzeit gute Fahrt also !!!!!!!!!!!!!!!
scratch und Pip
Bo
Hallihallo ihr beiden 🙂
wie schön von euch zu lesen 😉 Yeahr und die Freiheit ist noch viel größer geworden, der nächste Artikel ist schon fast fertig. Fehlt nur noch das Video dazu, was ich gerade schneide 🙂
Liebste Grüße aus zwischen Leipzig und Dresden irgendwo auf einem Miniparkplatz im Grünen im Schatten
von Tina und Bo
Knutsch Pip von uns und fühl dich umarmt