Warum baue ich mir immer wieder so ein Konstrukt zusammen, in dem ich mir so einen Stress zusammenbastel? Ob es nun vom Job her ist, oder vom Ausbau von Wilma, oder vom Umzug, dem Leerräumen der Wohnung. Oder am Liebsten gleich alles zusammen. Was auch immer. Ich bastel mir das dann immer so, dass alles auf einmal da ist, dass ich vor lauter Zeugs und ToDo´s um mich herum kaum noch atmen kann. Warum mache ich das, denn es ist ja alles meine Entscheidung? Es ist ja alles mein Konstrukt. Doch wollen tue ich das auf keinen Fall, nicht so.
Warum kann ich nicht einfach entspannt sein, warum kann ich nicht einfach nur ein paar Dinge um mich rum erledigen wollen? Bin ich zu ungeduldig und will immer alles auf einmal? Überschätze ich mich einfach mal immer wieder und dazu noch ordentlich? Bin ich einfach nur bekloppt oder liegt es daran, dass ich mir die Zeit, die ich mir so ersehne einfach nicht wert bin? Oder muss ich am Ende mal ein ganz schlichtes aber klares „Nein“ von mir geben?
Ist es so einfach? Bin ich es mir nicht wert, entspannt zu sein? das Leben zu genießen? Dinge zu tun, die mich glücklich machen und nur dann zu tun, wenn sie mich glücklich machen? Wenn ja, warum?
Jetzt, wo ich das schreibe, blubbert es in meinem Hinterkopf, dass ich eigentlich eine Mailkette für diese Woche ins Leben rufen sollte… also den technischen Teil der Mailkette, für den Inhalt sind andere aus dem Team zuständig. Es blubbert weiter, dass ich eigentlich Videos schneiden und noch einiges mehr tun müsste für den Job. Müsste ich wirklich? Was würde passieren, wenn ich es nicht tue, wenn ich es einfach nicht schaffe, wenn es mir einfach im Moment wichtiger wäre hier zu tippen und zu schreiben und mir damit klarer werden würde: warum mir das immer wieder passiert? Warum ich immer für andere und immer zu über 100% bin und warum ich immer und immer wieder mich selbst übergehe. Vermeintlich unbemerkt, denn ich kann mich ja nicht beschweren, will mich auch nicht beschweren, ist ja alles meine Wahl ist ja alles mein eigener Konstrukt. Fuck, fuck, fuck….
Gleichzeitig bubbert es von der anderen Seite dass Wilma fertig werden sollte…. diese Woche noch, und die Wohnung leer werden sollte, diese Woche noch.
Warum? Was wäre wirklich wirklich dringend? Und was würde passieren, wenn ich es einfach nicht tun würde, wenn ich entspannt an die Dinge, die ich mir nun mal jetzt konstruiert und in mein Leben gezogen habe, heran gehen würde? Am Ende würde ich vielleicht alles ganz locker und entspannt schaffen und mich fragen, warum ich so einen Aufstand gemacht habe…. innerlich. Nach außen bekomme ich immer wieder die Rückmeldung wie tiefenentspannt und ruhig ich doch wirke, welch Fels in der Brandung ich doch wäre. Innerlich brodelt das manchmal ganz ordentlich.
Liegt das nur da dran, dass ich mir selbst es nicht wert genug bin wirklich innerlich so zu sein, wie ich nach außen wirke? Bin ich dann überhaupt echt? Ich will aber so sein, wie ich nach außen wirke. Entspannt und glücklich. Entspannt und zufrieden mit dem, was ich tue, entspannt und ruhig. Meistens bin ich das ja auch, aber dann wieder hole ich mir alles, was nur geht auf einmal in mein Leben und wer mich kennt, der merkt das dann auch ganz schnell, dass da nix mehr ist mit Ruhe und Fels und so. Also echt bin ich schon mal, verstellen kann ich mich eh nicht. Zur Schauspielerin war ich noch nie geeignet.
Ist es mir sonst zu langweilig? Hab ich noch immer das Gefühl ich bin langweilig? Halloooo – Bo, natürlich bist du nicht langweilig, natürlich nicht. Wie kannst du langweilig sein, wie kannst du nur denken, dass du langweilig bist. Du bist du, du bist Bo, du bist….. das kann nicht langweilig sein, nie und nimmer.
Aber warum dann? Sind es immer komische Zufälle, dass alles auf einmal kommt? Kann auch nicht so wirklich sein, denn alles, was mir passiert ist ja meine Wahl, ist ja von mir selbst in mein Leben gerufen. Und wenn es das ist, dass ich spontan Entscheidungen treffe, deren Konsequenzen ich erst im Nachhinein so richtig verstehe oder begreife.
Wohnung kündigen zum Beispiel… „och wenn wir nichts neues finden, dann wohnen wir halt im Auto, in Wilma… “ was das aber wirklich heißt, was die Konsequenzen daraus sind, die begreife ich auch jetzt noch nicht, weil ich es noch nicht erlebe, weil ich noch nicht ganz drin stecke, weil ich noch immer in der Wohnung bin, die zwar schon mega leer ist, aber noch hab ich fast allen Komfort, die eine Wohnung so bietet. Und irgendwie kommt grade die Panik vorbei.
Warum muss Wilma gleichzeitig mit dem Auszug aus der Wohnung fertig sein? Naja, das wäre einfach schön, wenn ich nicht noch dauernd wieder alles mögliche an Kram rausräumen müsste, um noch dies oder jenes zu tun, aber wirklich dringend ist das nicht. Es funktioniert ja schon alles seit längerer Zeit.. ist also bewohnbar. Wenn da noch ne Blende oder ne Verkleidung fehlt, naja dann ist das halt so.
Da schreit dann mein perfekt sein wollen ganz laut auf. Wobei ich ja niemals perfekt sein kann, denn perfekt gibt es gar nicht, kann es nicht geben. Höchstens mein eigenes perfekt, und das kann für andere schaurig mies und völlig doof aussehen. Für mich kann es die Perfektion in Person sein 😉
Okay, also mit Wilma mache ich mir jetzt einfach keinen Stress mehr, da muss sie jetzt durch. 🙂 Und ich auch. Ich hab ein bisschen Sorge, dass es dann für immer so unfertig bleibt. Das hatte ich bevor wir im Juli unterwegs waren auch und trotzdem hab ich einfach danach weiter gemacht. Es war sogar sehr gut mit rollender Baustelle unterwegs zu sein, weil sich da so super gezeigt hat, wo es Verbesserungsbedarf gibt, den ich nach unserer Tour gleich mit hoher Motivation umgesetzt habe.
Ohne Wohnung wird das ein wenig anders, denn eigentlich will ich gar nicht so viel Werkzeug im Auto mitschleifen. Ist ja aber auch absehbar, dass es bald fertig ist. Also auch das wird sich finden. Es findet sich, es ist gefunden.
Warum aber jetzt noch mal, warum … nein ich muss es nicht noch einmal aufschreiben, ich denke ich weiß warum. Ich will mir selbst sehr viel wichtiger sein, sehr viel wichtiger, als ein fertiger Ausbau eines Transporters, sehr viel wichtiger als eine leer geräumte Wohnung, sehr viel wichtiger als ein Job.
Nur, wie bekomme ich das hin? Zum Beispiel in dem ich gerade jetzt hier an einem Montag morgen, an dem sich im Hintergrund die Arbeit mehr als stapelt mich hinsetze und die Buchstaben in die Tastatur und damit auf den Bildschirm bringe, weil es mir unheimliche Klarheit bringt, weil es mir unheimliche Ruhe bringt, weil es mir unheimliches Glück bringt, dass ich Tränen in den Augen habe. Weil es so gut tut, mir mit dem Schreiben einen Wert und eine Wichtigkeit zu geben die sich so groß und so gut und so lebendig und so wertvoll anfühlt.
Ein Zitat einer meiner Kolleginnen heute morgen war: „Seit ich mir für mich selbst so viel Zeit nehme, habe ich auf einmal unendliche Zeit für alles andere.“ Und das will ich wissen, ob das bei mir auch so ist.
Ich lass mich ja gerne durch Aussagen anfixen, die ich dann selbst ausprobiere, weil ich einfach wissen will, ob das bei mir auch so ist. Und weil ich wissen will, wie sich das anfühlt, weil ich so neugierig bin. Dieser Satz ist jetzt meine neue Motivation auf mich selbst zu achten, mir Zeit für mich selbst zu nehmen. Danke Linda
Spinnerin, Erfinderin, Forscherin, Schreiberin.
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Puja
Bo, ich kenn das und drücke dir die Daumen dass du alles gut schaffst ohne am Rad zu drehen. Ich persönlich brauche aber auch einfach ab und zu den Kick, dass alles plötzlich auf einmal kommt und ich da durch muss. Das Gefühl, wenn ihr fertig seid wird der Hammer sein. Lasst euch beide virtuell ganz doll umarmen! LG Puja
Bo
Hallo liebe Puja,
hmm, das wäre noch eine Überlegung wert, ob ich den Stress ab und zu brauche? Aber wozu? Ich fühle mich dabei nicht gut, nicht bei mir.
Danke für den virtuellen Drücker und den Impuls über den ich noch nachdenken werde.
Fühl dich umarmt
Bo