Mückenplage bringt uns stromlos nach Nürnberg

Veröffentlicht in: Barfußlaufen, Barfußschuhe, Sohlenbrenner Tour 2016 | 4

Was ein Durcheinander.

Also lieber alles der Reihe nach? Meine Gedanken schwirren den lieben langen Tag darum, was ich abends schreiben möchte, was ich am liebsten alles gleich schreiben möchte. Doch leider ist oft nicht genug Strom da, und schon gar kein Diktiergerät oder ähnliches, damit ich meine Gedanken da kurz reintröten könnte. Wäre aber wohl auch nicht das, was ich am Ende schreiben würde.

Also kommen jeden Tag neue Gedanken dazu und ich hatte wieder keine Chance sie aufzuschreiben. Das ärgert mich ganz schön. Nürnberg könnte da jetzt unsere Rettung sein. Denn jetzt gibt es ein Kabel fürs Laptop und einen zusätzlichen Akku fürs Handy. So was wie heute möchte ich nicht noch mal unbedingt durchmachen.

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Stress pur. Gestern nachmittag sind wir nach 19 Kilometern irgendwo am Waldrand angekommen und überlegten, ob wir noch bis Nürnberg durchlaufen sollten. Es wären noch 13 Kilometer gewesen. Fußtechnisch hätte ich noch weiter gehen können, aber Hunger und Durst wollten bei mir endlich gestillt werden. Wir wären auch viel zu spät in Nürnberg angekommen, so blieben wir einfach wo wir waren.

Die zweite Nacht ohne Campingplatz, also auch schon ziemlich am Ende des Stroms, wollte Tina noch unbedingt im Buch weiterlesen, was wir uns gerade gegenseitig vorlesen.

Ich riet davon ab, denn mit 20% Akkuleistung am Handy würden wir mit GPS (das braucht mega viel Strom, finde ich) nicht sehr weit kommen. Und wir waren mitten in der Pampa, vor uns Pampa, hinter uns Pampa, rechts und links natürlich auch. Nun ja, was soll ich sagen. Gelesen wurde trotzdem, o-Ton: „lesen braucht nicht so viel Akku“, bis zum Aufschrei… aaahh, es sind nur noch 13%.

Handy aus, schlafen. Sehr gut übrigens. Morgens alles zusammengeraffelt. Wir werden immer schneller, oder wir vergessen immer mehr, es kommt mir immer weniger vor, was wir dabei haben. Ist aber nicht so 🙂

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Handy angemacht. Allein zum Hochfahren brauchte es 7% der Ladung. Puh. Nach ein paar Metern warens nur noch 4 % und mir schwammen die Felle langsam weg. Ich ließ verlauten, dass ich ein wenig stinkig wäre und lief und lief. Dann kam mir die Idee, das Laptop kurz anzumachen und vom Handy leernuckeln zu lassen. Das war die erste Geduldsprobe des Tages. Denn das geht sehr langsam und da ich das Laptop nicht hab hochfahren lassen, um Strom zu sparen rutschte dieses dauernd wieder in standby Modus, also alle Minute Laptop wachrütteln und warten. Wir kamen genau auf 17% dann war alles leer. Inzwischen versuchten wir mit ein paar Sonnenstrahlen, die heute morgen wirklich rar daherkamen den großen Akku mit dem Solarteil zu laden. Jedes Kilowattsekündchen könnte uns helfen. Half aber nix. Also Handy direkt ans Solarteil gepackt Kabel bis in die Hosentasche verlegt und weiter durch die Pampa geeilt. Ohne Strom am Handy wären wir hoffnungslos ins Nirwana gelaufen, sprich hätten wir uns hoffnungslos verlaufen. Die Sonne schien nicht, so dass wir diese nicht hätten nutzen können. Wir wären ohne GPS und ohne komoot einfach aufgeschmissen. Tina hatte abends noch verkündet, sie kümmere sich schon im nächsten Dorf um Strom. Nur wo war das Dorf? Dauerte noch ein paar Kilometer. Endlich blitzte es in der Ferne auf und ich atmete ordentlich durch. An einem noch geschlossenen Gasthaus durften wir Strom ziehen und Tina bekam sogar einen Kaffee. Obwohl geschlossen. 🙂

Gerettet.

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So oft werden wir von netten Menschen gerettet.

Vorgestern abend zum Beispiel hatten wir uns durch den Mückenüberbevölkerten Wald jagen lassen. Einmal stehen bleiben hieß mindestens wenn nicht noch mehr Mücken an Armen und Beinen zum Stich ansetzen zu fühlen. Um sich zu schlagen und schnell weiter zu gehen. Trotz Gehwind stachen sie natürlich zu, also konnten wir im Wald nicht nächtigen, die hätten uns komplett leer gesaugt bis gestern morgen. Also raus aus dem Wald, da war dann aber schon zu schnell ein Dorf im Weg, als dass wir hätten ungesehen nächtigen können. Am ersten Haus im Dorf war hinter einem Schuppen eine schöne Fläche, auf der wir uns gut hätten vorstellen können das Zelt aufzustellen.

Ich nahm all meinen Mut zusammen… obwohl ich gar nicht so viel davon brauchte, wie ich dachte, und klingelte bei Familie B in B. Eine junge Frau öffnete, und als ich sie fragte, ob wir hinterm Schuppen unser Zelt für eine Nacht aufbauen dürften sagte sie spontan, ja warum nicht, macht mal. Am nächsten Morgen, kaum aus dem Zelt gekrabbelt rief der Vater der jungen Frau aus dem Garten ein fröhliches Guten Morgen und ob wir einen Kaffee wollten. Noch schneller als sonst packten wir unsere Sachen zusammen und was soll ich dir sagen? Wir bekamen sogar ein Frühstück serviert, frische Brötchen Kaffee für Tina, Wasser für mich. Wahnsinn. Es stellte sich raus, dass der Vater der Familie selbst jedes Jahr auf Bergtouren geht, nach Griechenland, in den Alpen, im Himalaya. Wow, er weiß, wie es ist, wenn man eine Bleibe sucht.

Sehr spannend die Menschen in unserem Land, sehr gastfreundlich dazu. Wieder mal gerettet. Vielen Dank Familie B aus B.

Nun sind es in Nürnberg schon 381 Kilometer. Nach meiner fetten Krise am Samstag, bei der ich abends verkündete, dass ich morgen nach Hause fahren würde, hab ich mich wieder gefangen, auch dank der Idee von Tina den 3G Internetstick durch einen LTE Stick zu tauschen und damit besseren Empfang zu haben. In Nürnberg gibts nun einen Stick weniger, in unserem Gepäck einen mehr. Ich hoffe sehr, durch einen weiteren Akku, der das Handy drei mal voll kriegt und das extra Kabel fürs Laptop, mit dem ich es richtig voll kriege sind wir etwas länger und stressfreier unterwegs. Damit muss ich keine Panik mehr haben, dass ich meinen Job nicht machen könnte. Ich hoffe auf Entspannung in der Hinsicht.

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Die letzten beiden Nächte war es gar nicht anders möglich, denn Campingplätze gibts einfach nicht alle 20 Kilometer, und Steckdosen im Wald irgendwie auch nicht. Obwohl ich mittlerweile Steckdosen schon rieche. Neulich war eine außen am Norma, und eine außen beim Bäcker. Warum die da Steckdosen brauchen ist mir ein Rätsel, aber uns kommen sie sehr gelegen.

bo unterschrift

4 Antworten

  1. Juliette Gerischer

    hey ihr beiden Abenteuerinnen(oh sorry ihr Drei),

    na das überrascht mich ja jetzt total, dass ihr schon in meinem schönen Oberfranken seid und bald in Bamberg ankommt.
    Sicherlich findet ihr bei meinen beiden Mädels und dem ältesten Sohn (die drei wohnen gemeinsam in einer WG) eine Bleibe und bestimmt dürft ihr da auch länger bleiben….ich meine, wenn es euch nicht zu eilig ist, solltet ihr euch Bamberg mal in aller Ruhe anschauen….es lohnt sich!
    Und Tina……gutes Bier gibt es da auch 😉
    Ich lese immernoch begeistert jeden Bericht von euch und finde es sooooo stark und mutig, dass ich schon ein klein wenig Neid darauf empfinde……weil (ehrlich gesagt) ich nicht soviel Mut hätte.
    Macht weiter so Mädels…..ich bin mir sicher IHR SCHAFFT DAS!!!

    Ganz liebe Grüße und immer eine Handbreit Strom im Akku
    Juliette

    • Bo

      Hallo Juliette,
      wir werden „deine“ WG in Bamberg auf jeden Fall kontaktieren, danke noch mal für den Hinweis. Sind noch ca.66 Kilometer bis dahin.
      So schön, dass ihr alle so mitfiebert.
      Liebe Grüße nach Lübeck
      wir sind auf dem Weg
      Tina und Bo mit Nima

  2. tobias

    Schon in Nürnberg, das ist ganz beachtlich!
    Seid ihr also trotz eines gefühlten halben quadratmeters solarzellen doch nicht ganz energieautark? Noch einen nabendynamo ins karrenrad bauen?
    Weiterhin wünsche ich euch viel energie in jeder hinsicht!
    Nürnberg kenne ich bis jetzt nur im winter ….

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