fummeln am monitor

Veröffentlicht in: Blogbuch, Innehalten | 4

wir beide, bo und ich, sind so verschieden wie döner und rohveganer kichererbsensprossensalat, und doch so gleich wie 2 bücher von china mieville. ich geh auf ne spärlich beleuchtete gruftieparty und tüter mir einen an, oder auf ominöse kunsthappenings mit fliegenden federn und finnischem gutturalem gesang, während bo selig strickend zu hause sitzt und wonnequiekend van-ausbau-videos auf youtube guckt oder exeltabellen mit outdoorzeugs optimiert oder ganze busse ausbaut. wie können menschen soviel gemeinsam haben und doch so viel nicht gemeinsam? so über dasselbe reden und gefallen an sätzen und meinungen und gedanken und auslotungen derselben sache haben und sowenig partiell den anderen mit einem anderen bereich berühren, dass dieser teil der komplett eigene bleibt? eigentlich frag ich mich das nicht, sondern wundere mich nur immer wieder und alles ist rund und gut so. und so oft geben wir uns gegenseitig anstöße zu irgendwelchem zeugs, was aber im endeffekt manchmal konträr läuft und manchmal so nebeneinanderläuft wie gleise, die zum nebeneinanderlaufen geschaffen sind. zb: bo hat die idee barfuss durchs land zu laufen, ich finds spannend und steig mit ein, mit schuhen. oder ich komm mit abwegigen ernährungsphilosophien, bin begeistert, schlepp bücher an, bo steigt mit ein. ich geb auf nach ner weile, bo bleibt dabei. und das passiert überwiegend! was die frau für ne ausdauer und konsequenz hat, geht mir völlig ab. ich komm auf die idee, auf dem boden zu schlafen, erzähl bo davon, die meint dass sie exakt dasselbe video grad gesehn hat und mit mir darüber reden wollte, ob wirs nicht ausprobiern wollen. bo wäscht sich und ihre haare nur mit wasser und hat mit wiederverwendbaren kloläppchen experimentiert und ich brauch nach 80er duftendes algemarin und babyfeuchtücher ausm kartöngchen. ich könnt in ner garage hausen, bo hätts gern unschrottig. wir fahren beide voll ab auf minimalismus, schon seit jahrzehnten. wir müssen beide sofort immer über alles reden und sind 1a-heulsusen. ich sammel musik seit ich denken kann und bo kann sich keinen interpreten merken außer abba. und so könnt ich noch ein paar stunden weiteraufzählen..

jetzt hat bo was geschrieben, was mir ja auch schon langelange im kopf rumgeistert. das eigene machen. und wie sich das vereinbaren lässt mit einem job. der noch nötig ist um nicht wieder in hartz12 zu rutschen. ich schaffs nicht. also das im kopf zu trennen. wenn ich monatelange aufträge für ne firma habe, bleibt meins ziemlich auf der strecke. wenn meins doch trotzdem sein muss, wegen terminen, die ich dann doch nicht auslassen will, gerate ich dermaßen in bedrängnis, dass mein hirn vibriert. für die firma arbeite ich einfach aufträge ab. für meins muss ich entspannt sein. beides gleichzeitig in akuter zeitnot, weil sich alles überschneidet ist horror. dazu kommt, dass ich fast krankhaft aufschiebe. noch 6 wochen bis mein projekt fertig sein muss.. ok, hab ja schon mal angefangen. dann, 4 wochen vorher beginnen gehirnwindungen an zu nerven und zu quietschen. hab einfach keine zeit zum entspannen um mit lust und guten ideen weiterzumachen. 2 wochen vorher ist der krach im kopp fast unerträglich, nebenbei immer noch todo’s bei der firma bis zum anschlag. dann auf einmal flaute. jetzt könnt ich was an meinen eigenen todo’s machen. ich bin verwirrt. wo fang ich an. oh, die flaute war nicht lang genug, dass ich zu ende denken konnte, trubel an allen ecken, jetzt MUSS ich. alles gleichzeitig. zu wenig schlaf. tastatur und maus und monitor und ich, ein quartett bis zum morgengrauen, jeden tag. kaffee, bier, wein, haribo. vernünftige ernährung ist so weit weg wie ein gehbehindertes brathähnchen vom tangotanzen. die krönung ist, wenn dann die söhne oder enkel anrufen oder gleich vorbeikommen. dann bin ich in der universellen megazwickmühle, weil ich mich ja tierisch darüber freue! die sind alle so süß!! und die sollen ja niemals damit aufhören, bloß weil ich was aufm zettel hab!

mein eigentliches vorhaben, meine eigenen gedanken, ideen, bilder im kopf, erscheinen oft wie verlorenes land, versickerndes am ufer. und doch krabbel ich jedesmal gerade noch so japsend ins ziel. das will ich ändern, also ich würd gern entspannt irgendwo ankommen. nur wie? trotzdem bin ich zuversichtlich, dass sich das richtige rauskristallisieren wird, wenn ich weiter zuversichtlich bin.

mein glückskeksorakel für heute sagt:

der tag, an dem du einen entschluss fasst, ist ein glückstag!

nachtrag: die antisonnenblendteile meines monitors haben mir eben eine lektion erteilt. ich bin ja wie gesagt eine handwerkliche null und habe versucht die sonnenblende wieder an meinen monitor zu montieren. 6 einzelteile. ich hab mir natürlich beim auseinanderbauen nichts gemerkt, und das letzte mal hatte bo die zusammengesteckt. ich hab angefangen es zu versuchen, nix passt scheinbar zusammen. nach 3 sekunden intensiven schweisstreibenden erfolglosen bastelversuchen überlege ich bo anzurufen und mir per streaming helfen zu lassen. oder doch lieber auf youtube tutorials dazu zu suchen? ich entscheide mich fürs weiterprobieren, das kann doch nicht so schwierig sein. es erscheint aber doch weiter fummelig und trickreich. nachdem ich rechts und links die blende und oben 2 teile vage befestigt habe, versuche ich die 2 verbleibenden teile dran zu klickschieben. es wirkt alles sehr wackelig, vorne stehts minimal über, komisch. ich fummel weiter, bis alles wie verabredet gleichzeitig laut klötternd abfällt. ich ärgere mich, ich war doch schon so weit gekommen! dann fällt mir auf, dass die oberen 2 dachteile verkehrt herum saßen. ich dreh sie um, alles schnappt wie von selbst ineinander, es hält schon bombenfest von alleine, bevor die letzten 2 teile wie von zauberhand an die richtige stelle ploppen.

die moral von der geschicht: eizo baut keinen scheiss nicht!

und wenn mans richtig macht, funzt alles und macht spaß. wenns an allen ecken und kanten wackelt, fang nochmal neu an!

bis die tage! 


4 Antworten

  1. scratch

    hey tina, tolle selbstreflexion – immer wieder spannend zu folgen wie dein denken vor sich hin und her schwappt…freue mich immer von euch beiden zu lesen.

    greetings from somewhere, sometime,somehow……….

    pip und co.

    • Tina Schönwald

      hey martina, hin- und herschwappendes denken! geniale umschreibung, musste sehr grinsen! muss mich jetzt glaub ich sehr anstrengen, nicht immer ans schwappen zu denken, wenn ich denke!

  2. Kerstin

    Liebe Tina, so beginnt der Tag prima. Musste mehrmals laut lachen ! Auch beim zweiten Lesen ! Von der (fast) krankhaften Aufschieberitis bin auch ich befallen ! Und stecke auch ständig in solch wochen/monatelangen Phasen, wo ich etwas tun MUSS für äußere Zwänge. Mein Widerwille aber so groß ist, dass ich es wieder und wieder schiebe, weil ich denke und fühle, ich will MEINE Dinge tun ! Und letztlich tu ich auch MEINE Dinge nicht wirklich, weil ich, so wie du es auch beschreibst, nicht entspannt bin durch den Druck der anderen Sache. Ja, und kurz vor „Peng“, wenn ich endlich zu arbeiten beginne, melden sich alle möglichen Leute, von denen ich wochen- oder monatelang nichts gehört habe ! Ja, so ist das.
    Hast du schon einen Plan, wie das anders werden kann ?
    Aber erstmal können wir ja gemeinsam drüber lachen. GEMEINSAM LACHT ES SICH BESSER !
    Lieben Gruß
    Kerstin

    • Tina Schönwald

      hallo kerstin,
      weiss auch noch nicht, wie ich was daran ändern kann, hab hier noch paar videos rumliegen zum thema prokrastination, wollt ich immer noch mal gucken, habs aber immer wieder aufgeschoben bisher.. ^^ aber, mir ist eben was eingefallen: das gute ist ja, beim aufschieben entstehen manchmal die besten sachen. man sucht man sich ja selten ungeliebte todo’s, die man mühselig abarbeitet, sondern eher etwas was spaß macht. also bei mir ist es so. ich pfriemel scheinbar nutzloses vor mich hin. und dann isses doch ganz brauchbar. zwar nicht das, was jetzt schlau und dringend gewesen wäre, aber immerhin.

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