Das Fettkopp Experiment – die ersten drei Wochen

Veröffentlicht in: Minimalismus, Natürlich Leben | 8

Hier kommt mein ganz persönliches Fettkopp Experiment exclusiv für dich. Ich hoffe du erträgst diesen Bericht 😉

Am 19. April hab ich meine Haare das letzte Mal mit Haarseife gewaschen, was ich bestimmt schon seit 3 Jahren so mache. Einmal tat es meinen Haaren gut, und zweitens ist Haarseife in Pappe verpackt und somit gibts keinen Plastikmüll. Dazu kommt natürlich auch noch das Miniplastik, was sich in vielen Shampoos findet. Muss ja irgendwie alles nicht sein, finde ich. Der Übergang soll übrigens auch leichter fallen, wenn man schon einige Zeit kein Shampoo mehr nutzt, sondern eben Haarseife.

Seit dem 19. April also wasche ich meine Haare nur noch mit Wasser. Warum komme ich nun schon wieder auf solche seltsamen Ideen? Was verspreche ich mir davon?

Der natürliche Fettgehalt der Haare wird durch Shampoo oder durch Seife jedesmal gestört, bekämpft, eliminiert. Das sieht zwar bei den meisten Menschen sehr gut aus, ist mir aber grade nicht natürlich genug.

Ja, was heißt das nun? Den Kopp einfach verfetten lassen? Ja und nein, ganz wichtig ist dabei, dass das Sebum (so wird das natürliche Haarfett genannt) von der Haarwurzel auf die ganze Länge des Haares verteilt wird. Das geht ganz einfach, indem ich jeden morgen und jeden abend die berühmten 100 Bürstenstriche anwende. 100 mal können zu Beginn echt anstrengend sein, nicht nur für meine Arme, sondern auch für meine Kopfhaut. Denn optimaler Weise nutze ich zum Bürsten eine mit Wildschweinborsten, für deren Reinigung das Teilchen hier Gold wert ist. Okay, die Bürste ist jetzt vielleicht nichts für strenge Veganer 😉 gibts aber auch mit ähnlicher Wirkung ohne Tierhaar. Die Wildschweinborsten sorgen für eine ordentliche Massage der Kopfhaut, was die Durchblutung anregt, was wiederum für eine geringere Fettausschüttung am Haaransatz sorgen soll.

Noch ist davon wenig zu merken. 🙂 Die erste Woche sah und fühlte sich alles noch fast normal an, durch die viele bürsterei, was meine Haare gar nicht kannten 🙂 verteilte sich natürlich schon ein wenig Fett vom Haaransatz, aber noch fand ich alles im grünen Bereich.

In der zweiten Woche, als die erste Wäsche ohne Seife an meinem Schopf vorbeiging, wurde die ganze Geschichte schon etwas unangenehm. Jeden Tag ein bisschen peinlicher, jeden Tag ein bisschen ungepflegter (wobei die guten Strähnen ja noch nie in ihrem Leben so gepflegt wurden – bürst – bürst – bürst). Jeden Tag fühlte ich mich ein bisschen ekliger.

Es ist mir peinlich, diese Bilder zu zeigen. Aber nu hab ich mich entschieden die Geschichte zu dokumentieren, da gehören Bilder halt dazu. Nach 13 Tagen ohne Haarseife!!!

Allerdings kann ich Vergleiche anbringen vom oft tagelangen Nichtwaschen meiner Haare während der Sohlenbrenner Tour. Oft kamen wir an keiner Dusche vorbei, so dass wir halt aussahen wie wir aussahen. Ich schweife ab: Während der Tour also, da juckte mir die Kopfhaut nach ein paar Tagen, was ich als sehr sehr unangenehm in Erinnerung habe.Jetzt ohne Seife mit 100 fachem Bürsten ist das überhaupt nicht der Fall. Es scheint also so zu sein, dass das Fett, was direkt auf der Kopfhaut produziert wird, nicht nur dort hingehört, sondern natürlicherweise auf die ganze Haarlänge. Eine Bürste ist jetzt nu aber auch nicht natürlich, das ist mir klar, allerdings hab ich von anderen gelesen, die den Prozess der Umstellung schon hinter sich haben, dass die Haare nicht mehr so oft gebürstet werden und teilweise gar nicht mehr gewaschen werden müssen, sich selbst reinigen. Genauso wie Schafswolle, passt ja zu mir 😉

Und genau das wäre ja obergeil, genau das ist meine Motivation dieses Fettkopp Experiment zu beginnen und durch zu ziehen. Nicht, weil ich zu faul bin meine Haare zu waschen; unterwegs sein, ob nu im Zelt oder im Auto, ganz egal, Haare waschen ist dort immer aufwändig und kompliziert, wenn mir nicht gerade eine Dusche oder ein See über den Weg läuft. (Wobei ich im See sowieso keine Seife nutze, oder nutzen würde) Im Winter würde es mich auch sehr entlasten, denn ich friere immer so lange, bis die Haare trocken sind, weil ich keinen Fön benutze, benutzen möchte. Selbst gewählt, weiß ich ja 😉

Ziel hin oder her, die Zeit der Umstellung ist bis jetzt puuh, ich kann dir sagen: „Rausgehen im Fettlook ist grade echt peinlich“. Gut, dass ich fast nur mit dem Rad unterwegs bin und das Fett unterm Helm verstecken kann. Was aber, wenn ich in einen Laden muss? Unter Leute muss? Die berühmte Mütze muss herhalten – dachte ich, bis ich den Spiegel beauftragt hatte mir ein Feedback zu geben. Dann lieber doch Fett pur, oder vielleicht den Helm auflassen? Erinnert mich an die Leute, die mit ihrem Mofa rumfahren und egal, wo sie nach dem Abstellen des selbigen hingehen, ihren Helm auflassen, als wäre er festgewachsen. Seltsames Bild – geht also irgendwie auch nicht.

Nach 15 Tagen ohne Haarseife und einmal die Woche mit Wasser waschen!

Tina hat mir versichert, sie würde sich nicht fremdschämen mit mir, es wäre ja mein Kopf und nicht ihrer. Dann will ich da wohl durch, auch wenn ich mich mega scheiße fettig und ungepflegt fühle. Der Griff in meine Haarpracht erinnert an ein Schaf. Nee, nicht weil ich auf einmal Löckchen bekommen hätte. Hast du einmal in ungewaschene Schafswolle gegriffen? Jo, denn weißte ja Bescheid.

Nachdem ich ein paarmal meine Fettpracht in der Öffentlichkeit zur Schau getragen habe, ändern sich meine Gedanken. Es wird leichter, einfach wie üblich alles zu tun, es fühlt sich nicht mehr ganz so peinlich an, ich schäme mich weniger. Ich scheine mich daran zu gewöhnen. Am Wochenende bin ich spontan mit dem Rad ans Meer gefahren und fand dort einen Miniatur-Bioladen. Etwas Obst, dachte ich, kann nicht schaden. Es war dort sehr voll, der Laden platzte förmlich aus allen Nähten und was sehe ich da? Neben mir in der Enge steht ein Typ mit schulterlangen Haaren, die irgendwie genauso nach Schaf aussahen wie meine. Dann schaute ich einmal an ihm runter und wieder hoch und stellte fest, dass er ansonsten ganz gepflegt und normal aussah und schloss daraus, dass er vielleicht gerade das gleiche Experiment macht, wie ich es mache? Leise schmunzelte ich in mich hinein und beschloss, dass andere, die meinen Fettkopp ansehen vielleicht genauso an mir runter und wieder hoch sehen und vielleicht zu einem ähnlichen Denkergebnis kommen, wie ich gerade bei dem Typ. Außerdem wird es den meisten Menschen wirklich egal sein, vielleicht bemerken sie es noch nicht einmal. Naja, gedacht und sofort beschlossen, dass ich mich nicht mehr doof fühlen muss und schon gar nicht will.

Und wie zur Belohnung gab es beim nächsten Haare waschen noch eine wichtige Erkenntnis. Fettige Haare ohne Seife mit warmem oder gar heißem Wasser zu waschen ist so richtig daneben. Denn durch das warme Wasser verschmiert das Sebum so richtig dolle, wird eher pampig und führt in genau die entgegengesetzte Zielrichtung. Heißt also fortan mit kühlem Wasser die Mähne zu waschen, was einen prima Nebeneffekt der Abhärtung hat.

Nach 20 Tagen ohne Haarseife und waschen mit kühlem Wasser!

Manche erwähnen einen schlimmen, strengen Geruch der Haare zu Anfang der Umstellung. Kann ich überhaupt nicht teilen, was aber wohl an über einem Jahr 100% rohköstlicher Ernährung liegt. Da wird einfach nicht mehr ganz so viel Müll in den Haaren abgelagert.

Nach 21 Tagen kommt eine leichte Schuppenbildung ans Licht!

Ich finde, man kann richtig sehen, wie sich das Sebum mehr und mehr auf der ganzen Haarlänge verteilt.
Nach 22 Tagen ohne Haarseife! Die Schuppenbildung hat schon wieder nachgelassen!

 

Wie lange es wohl dauern wird, bis sich mein Kopf wieder normal anfühlt? Bei einigen soll die Umstellung nach 4 Wochen vorüber sein, bei anderen dauert es bis zu einem halben Jahr!  Es könnte allerdings sein, dass sich mein Kopf danach etwas anders anfühlt, denn von dickem Haar, welches weicher wird und von feinem Haar welches voluminöser werden soll ist die Rede.

 

Ich werde berichten 🙂

Solltest du ähnliche Experimente schon durchgeführt haben, bin ich wie immer oberneugierig davon zu erfahren.

 

 

 

8 Antworten

  1. Anja

    Hallöchen,
    tolles Experiment. Hab ich auch mal versucht, aber nicht durchgehalten. Dass mit dem heißem Wasser sorgte aber gerade bei mir für einen A ha – Effekt :-). Ich habe zwei Kinder, Jungs. Beim ersten Kind haben wir die Haare ab und zu mit einer Öko Waschcreme für Kinder gewaschen. Beim zweiten Kind waren wir schlauer, nur noch mit Wasser. Der erste bekommt fettige Haare (mittlerweile aber nicht mehr so schnell), der zweite nie! Selbst wenn er sich fettiges Essen in die Haare schmiert, reguliert sich das von selbst! Ach ja, und mit kämmen haben es beide nicht so :-). Ich wünsche dir noch viel Durchhaltevermögen (aber das hast du ja!)! Viele liebe Grüße Anja

    • Bo Pohl

      Hallo Anja,
      danke für deinen Kommentar. Beim Enkel von 5 Jahren bestätigt es sich auch, dass seine Haare nicht fettig sind. Sie werden auch selten und fast nur mit Wasser gewaschen. Und ich bin sicher ich halte durch, danke dir.
      Und gerade hab ich in euren Blog gelunst…. ihr seid ja mit dem Womo unterwegs, jeah, wie schön. Gedanklich bin ich das auch dauernd, es dauert auch nich mehr lange 🙂
      Ich freu mich grad so über den Blogfund. 😉 euer jüngster hat übrigens den Namen unseres jüngsten Zwillingsenkels 😉
      wünsch euch eine tolle Zeit, wo auch immer ihr seid
      Bo

  2. Anja

    Vielen Dank! Ja , schon krass, dass man auf die einfachsten Dinge gar nicht erst kommt. Freut mich, dass unser Blog dir gefällt. Ist immer schwierig, ihn aktuell zu halten :-). Im Moment sind wir in Frankreich. Bin schon auf eure Reise gespannt! Toll, ein Namensverwandter!

    • Bo Pohl

      Moin liebe Anja,
      oh ja, da bin ich auch gespannt. Irgendwie zieht es mich als erstes nach Portugal, frag mich nich warum 🙂 es zieht einfach 😉 Und schon wieder einfach 😉
      wünsche euch viel Sonne und tolle Menschen in Frankreich
      Liebe Grüße von Bo

  3. Lia

    Liebe Bo, seit Beginn lese ich Deinen Blog und stelle fest, daß wir uns oft mit den gleichen Themen beschäftigen 🙂
    Nu muß ich Dir endlich mal schreiben.
    Mit den Haaren, das ist einfach nur super, halte durch. ich finds toll. Mache ich seit 2 Jahren so und hatte noch nie so angenehme Haare. Vorher habe ich mit Roggenmehl gewaschen, das war auch toll, aber eine nervige Pamperei.
    Meine Haare sind wieder mehr geworden (bin 50J.) und fühlen sich natürlicher an, richtiger irgendwie.
    Ob nun warmes Wasser oder kühles muß jeder für sich raus finden. Bei mir ist warmes am besten.
    Beim Bürsten berühre ich fast gar nicht die Kopfhaut. Meine Haut und mein Körper mögen so was nicht.
    Versuch mal nur noch „überKopf“ zu bürsten. dann isses nicht so angeklatscht 😉
    Ich wasche 1-3 mal pro Woche. Je nach seelischem, hormonellem und wetterlichem Zustand…
    Liebe Grüße, Lia

    • Bo Pohl

      Hallo liebe Lia,
      echt? Das fasziniert mich ja schon sehr. Ich hab ja bis jetzt nur andere Erfahrungsberichte überflogen, ich mach ja lieber meine eigenen, denn nur so weiß ich, obs was für mich ist oder eben nicht.
      Das werde ich auf jeden Fall ab jetzt so machen, über Kopf bürsten, nicht mehr angeklatscht klingt seeehr gut 😉 Danke für diesen Tipp. Lustig, ich mag das mittlerweile sehr, wenn die Bürste die Kopfhaut massiert.
      Ich wünsch dir eine tolle Zeit und vielleicht bis bald

      Bo

  4. Eva

    Hallo Bo,
    gerade habe ich nochmal Deinen Fettkopp-Bericht „rausgekramt“. Respekt für dieses Experiment. In der heutigen Zeit und wenn man in der „Zivilisation“ lebt, ist das überhaupt nicht leicht durchzuziehen. Bist Du noch dabei und wenn ja, magst Du mal ein Update posten? Ich bin – leider – nie über diese fiese juckende Phase hinausgekommen. Ich bin schier verrückt geworden und hatte jedesmal zu wenig Vertrauen darin, dass das Jucken und der „Geruch“ wieder weggehen und nur eine Übergangsphase sind. (Der Geruch hat mich immer an meinen Opa erinnert, der immer Hut getragen hat und wenn der gelüftet wurde…. *üax 😉
    Herzlichst
    Eva
    Eva kürzlich veröffentlicht…Minimalschuhtest Senmotic EmpireMy Profile

    • Bo Pohl

      Hallo liebe Eva…
      griens… der gelüftete Hut vom Opa. 🙂 Ich habs grad richtig mitgerochen 😉 Ja, ich bin noch dabei und die nächsten Tage kommt auch noch ein Update dazu. Mit dem Geruch, wie gesagt hatte ich nie Probleme, nur mit dem Look bin ich immer wieder zwischen: „boar Bo, so kannste doch nich rumlaufen und: wird mir immer egaler, ist halt grade so und ändert sich auch bald“. Noch halte ich durch 🙂 da fällt mir ein, die Bürste war heute noch nicht auf meinem Kopf 🙂
      Ganz liebe Grüße von Bo

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