Auf der Jagd nach einem Platz zum Ausruhen

Veröffentlicht in: Sohlenbrenner Tour 2016 | 10

Seit Tagen rennen wir durchs Land in der Hoffnung, einen Platz zu finden, an dem wir einen Tag Pause machen können.

Es ist grade zum Verzweifeln, wie schwer das doch ist. Obwohl unsere Ansprüche nicht sehr hoch sind, eigentlich täglich schrumpfen.

So haben wir vor ein paar Tagen noch mal 3,5 Kilo Krams nach Hause geschickt. Unter anderem war da der Kocher und der Topf mit Feuerzeug etc. dabei. Bis dato hatten wir nicht gekocht, weil wir immer viel zu groggi dazu sind. Und wie du weißt, sind wir ja sowieso beide nicht die Hausfrauen. Also kochen gleich Stress und Stress ist nicht gewollt, also wech mit dem Teil nach Hause.

So sollte es jetzt ein bisschen leichter gehen, das Gehen. Die Karre fühlt sich, auf jeden Fall vor einem Einkauf merklich leichter an. Doch die Hitze, die derzeit so herrscht ist fast unerträglich.

Es sei denn, man hat, wie wir heute unterwegs im Vorbeigehen an einem Garten hörten, ein Schwimmbecken im Garten und kann dort einfach rein springen. Wir vernahmen beide das Geräusch und stöhnten leise vor uns hin. Träume von Wasser komplett um mich rum wurden wach. Dann besann ich mich auf meinen Weg und freute mich auf den nächsten Schattenfleck den ich sah, weil der nämlich kein Traum war, sondern für manchmal nur ein paar Sekunden eine Miniaturabkühlung verspricht. Das Größte ist es im Moment sowieso, eine Bank im Schatten zu finden, auf der wir eine Zeit verschnaufen können.

Nima hat inzwischen DIE Nase für Wasserlöcher, Bäche und sonstige Wasseransammlungen. Es ist unglaublich in was für Wiesen etc. sie Wasser findet. Jedes noch so kleine Wasserloch wird genutzt um die Füße abzukühlen und wenn trinkbar etwas davon zu schlabbern. Das Wasser, was ich ihr regelmäßig vor die Nase stelle, wohlgemerkt mühsam getragen, das verschmäht sie oft.

Was ein Glück kommen wir oft an Bächen vorbei und sie kann sich komplett rein schmeißen.

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An der Iller, der Wertach und dem Lech war mir das oft zu gefährlich, wer weiß, wo ich sie bei der Strömung hätte rausfischen können. Und sie liebt das Zelt. Eben, als ich nach dem Aufbau den seitlichen Reißverschluß öffnete, huschte sie an mir vorbei und hat sich sofort reingelegt. Zelt bedeutet halt Pause, also laaaange Pause über Nacht.

Vor ein paar Tagen dachte ich, es wäre Zeit Nimas Anhänger in unsere Richtung schicken zu lassen. Doch wenn ich mir die Wege hier angucke, dann würde das nicht gehen. Gestern hatten wir mitten im Wald eine so heftige Steigung über Stock und über Stein, wie man so schön sagt, da musste ich mich, um die Karre in Bewegung zu halten, dermaßen ins Zeug legen, in die Riemen hängen, das wäre mit der doppelrädrigen Karre für Nima gar nicht gegangen. Also machen wir die Etappen kleiner und so geht’s dann auch.

Und was ist, wenn ich so fix und fertig dem heulen nahe vor so einem Berg stehe, die Karre vor Erschöpfung abschnalle und mich hin hocke? Ich will nicht mehr, denke ich dann, ich hab keinen Bock mehr. Aber was hilft es mitten im Wald zwischen irgendwo und nirgendwo so einen Gedanken zu haben? Nix, gar nix. Es muss weiter gehen. Und irgendwie geht es das auch. Immer wieder aufs neue, denn es bleicht ja nichts anderes übrig.

So sind wir die letzten Tage also von Campingplatz zu Campingplatz gezogen, in der Hoffnung es wäre derjenige, der für unsere Pause passen würde. Was wir brauchen? Ne Dusche, n Klo, ne Wiese, wo die Zeltnägel in die Erde gehen (kein Kies bitte) ne Steckdose und wenns super läuft WLAN oder zumindest eine gute Mobilfunkverbindung und für Tina die Möglichkeit ein kühles Getränk zu bekommen. Ist doch eigentlich gar nicht so viel. Beim einen gibt’s keinen guten Mobilfunkempfang, so dass das Arbeiten eine wirkliche Geduldsprobe ist, beim anderen muss man um Strom fast betteln, weil es nicht vorgesehen ist für Zelter, beim nächsten ist die Atmosphäre zum davon laufen und so weiter und so weiter.

Manchmal ist dann irgendwo gutes Netz und das Arbeiten kann dann schon mal so aussehen.

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Heute setzten wir unsere ganze Hoffnung auf den im Netz so genial angepriesenen Platz in Pleinfeld, wir bleiben jetzt auch zwei Nächte, auch wenns nicht optimal ist. Denn die Blasen an Tinas Füßen, die Hitze und die Kilometer machen es nicht mehr möglich, dass wir morgen weiter gehen.

Also wieder mal ein Kompromiss. Am liebsten würden wir nach Eggelstetten zurück, das war bis jetzt der beste Platz für Zelter, den wir finden konnten.

Nach über einem Viertel des Weges finden wir, hätten wir noch mal ein Eggelstetten verdient.

Jeden Abend fix und fertig vom Tag kannst du eine von uns sagen hören, morgen geh ich nicht weiter, morgen setzen wir uns in den Zug und fahren nach Hause. Und was passiert jeden Morgen danach? Wir stehen auf, packen unsere sieben Sachen zusammen und gehen weiter. Sind wir eigentlich bescheuert? Denn von Urlaub kann hier irgendwie keine Rede sein.

Heute hatten wir die Rute schon so gelegt, dass sie uns zum Bahnhof in Weißenburg führte, dort saßen wir dann auf ner Bank im Schatten um zu überlegen ob wir nu in den Zug steigen, oder weiter laufen.

Da blieb eine alte Frau mit ihrem Rollator stehen und wir kamen ins Gespräch. Über eine Stunde unterhielten wir uns über Geschichte und alles mögliche. Eine tolle Frau, 29 Jahre hat sie ihren demenzkranken Mann gepflegt. Dann sagt sie, sie gehe jetzt ins Altersheim. Wir verstanden natürlich gleich, dass sie zu Hause nicht mehr alleine klar kommen würde. Sie aber meinte im nächsten Satz, dass sie die alten Leute dort besuche und mit ihnen reden würde, um sie zu unterhalten, das könne sie gut, und das mache ihr Spaß. Genial wenn eine fast 80 jährige ( hat sie uns erzählt) von alten Leuten erzählt uns sich selbst nicht damit meint. Wenn sie nicht täglich ihre halbe Stunde Gymnastik machen würde, dann würde sie auch nicht mehr so fit sein. Sie hat mich ein bisschen an meine Mama erinnert, ein Stehauffrauchen halt. Als Tina sie fragte, ob sie sie fotografieren dürfe, sagte sie spontan ja, findet sich aber auf Fotos nie schön. Wenn sie jedoch die alten Bilder ansehe, dann findet sie, war sie doch ein hübsches Mädel.

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Nach dem Gespräch haben wir gar nicht mehr lange überlegt und sind, wie immer, einfach weiter gelaufen. 🙂

bo unterschrift


 

10 Antworten

    • Bo

      Hallo Inken,
      jaaaaa endlich. 🙂
      Grüße von Nima, Tina und Bo
      Und danke für die SMS 🙂

  1. Brigitte

    Herzlichen Glückwunsch zu Deinem Geburtstag

    Ich wünsche Dir die Lebenskraft der Blume, die sich von Hitze, Kälte, Eis und Schnee nicht unterkriegen lässt und zu ihrer Zeit blüht.
    Mamutschka

    • Bo

      Hallo liebe Mamutschka,
      danke schön, und ich wünsche dir gute Besserung. Auf das du wieder richtig gesund wirst.
      Ganz liebe Grüße
      von der Großen

  2. tobias

    Wo habt ihr denn die Donau überquert? In Pleinfeld seid ihr nah am Brombachsee, der auch die erhoffte abkühlung bringen kann. Da seid ihr aber schon gut vorangekommen!

    • Bo

      Hallo Tobias,
      In Pleinfeld hatten wir Pause… am Brombachsee sind wir entlang gelaufen. Heute sind wir in Nürnberg angekommen.
      Liebe Grüße nach Ö

  3. scratch

    ihr heldinnen – ich wünsche euch noch gaaanz viele nette und hilfsbereite menschen , die euch die strapazen gut wegstecken lassen..hier is wetter doof weil soviel regen.
    schlaft schön

  4. Rolf

    Hallo Ihr Lieben,
    Ihr seid so tapfer!Wünsche Euch alle Kraft dieser Erde…was macht
    das gefilme?fragt der Filmer:)
    Bis Bald!
    Rolf

    • Bo

      Hallo Herr Filmer,
      das gefilme filmt so vor sich hin, mal mehr mal weniger. Grade filmt es neben mir….

      Liebe Grüße und danke für die Kraft der Erde.:)
      Tina und Bo

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